Wir fördern demokratisches Handeln und die Zukunft des Ehrenamts!

Selbstwirksamkeit erfahren, Resilienz fördern – Interview mit Angie Landes und Sara Mulatu von der Ehrenamt Agentur Essen e. V.

Ehrenamt Agentur (EAE): Angie und Sara, ihr seid erfahrene Projektleiterinnen und betreut seit Jahren Mentoring- und Engagementförderprojekte in Essen. Warum sollten sich junge Menschen ehrenamtlich engagieren können?

Angie Landes: Man ist nie zu jung oder zu alt, um sich selbstbestimmt zu engagieren und die Gesellschaft in der man lebt mitzugestalten. Außerdem bietet ehrenamtliches Engagement jungen Menschen hervorragende Möglichkeiten soziale Kompetenzen zu erwerben und eine eigenverantwortliche und gemeinschaftsfähige Persönlichkeit zu entwickeln. Denn wer sich mit und für andere engagiert, erfährt auf einfache und praktische Weise die eigene Selbstwirksamkeit und wird emotional gestärkt – die sogenannte “Resilienz”.
Die Kinder und Jugendlichen sind aktiv an der Planung, Entwicklung und Durchführung der Engagementprojekte beteiligt und können sich direkt in ihrem Stadtteil engagieren. Ehrenamtliches Engagement sollte ganz normal zum Aufwachsen dazugehören und sich wie ein roter Faden durch die Lebensbiografien junger Menschen ziehen.

EAE: Damit junge Menschen Zugänge finden, bietet die Ehrenamt Agentur das Projekt „Engagement Lernen“ an. Wie geht ihr im Projekt vor und welche Zielgruppe sprecht ihr an?

Sara Mulatu: Wir erreichen Kinder und Jugendliche zwischen 6 bis 16 Jahren an ihrem Lebensort „Schule“. Viele von ihnen kommen aus engagementfernen und partizipationsungewohnten Haushalten, wo ehrenamtliches Engagement nicht vorgelebt wird. Kinder und Jugendliche wünschen sich lebendige Projekte, in denen sie ihre Fähigkeiten einbringen können. Wir bieten MitMach-AGs an Grundschulen, Engagementgruppen an weiterführenden Schulen und Unterrichtseinheiten an allen Schulformen an.

EAE: Was kann das eigene Engagement verändern?

Angie Landes: Genau hinschauen, Interesse wecken, ausprobieren, aufeinander zugehen, sich etwas zutrauen, eigene Erfahrungen sammeln. Kinder und Jugendliche erkennen, dass das, was sie tun Wirkung zeigt und dass sie etwas verändern können. Sie fühlen sich verantwortlich für ihren Stadtteil und lernen, dass sich ihr Einsatz für das Gemeinwesen lohnt und sie sich mit ihren Talenten in die Gesellschaft einbringen können. Kinder und Jugendliche erwerben demokratische Handlungskompetenzen, stärken ihr Selbstbewusstsein, und merken ganz nebenbei, dass ehrenamtliches Engagement Spaß macht!

Die Ehrenamt Agentur kooperiert bei der Umsetzung des Konzeptes „Engagement Lernen“ mit Grund-, Förder-, Haupt,- Gesamt-, Realschulen und Gymnasien sowie mit gemeinnützigen Organisationen/Initiativen in verschiedenen Essener Stadtbezirken.

Engagiert auf Augenhöhe

Bei allen Angeboten orientieren sich die Organisatoren an den Ideen und Wünschen der jungen Menschen. In begleiteten Gruppen führen die Kinder und Jugendlichen eigene Projekte durch und erkunden ihren Sozialraum. Gut betreut, erfahren sie Partizipation, können in der Gruppe Erlebnisse reflektieren und Anerkennung finden.

Im Projekt „Engagementmöglichkeiten im Quartier“ im Rahmen von INSEK (Starke Quartiere – Starke Menschen) als ein gemeinsames Projekt der StadtAgentur Essen und der Ehrenamt Agentur Essen  wird langfristig das Engagement in Essener Stadtteilen und Quartieren – insbesondere von Kindern und Jugendlichen (6 bis 16 Jahre)– in den drei Essener Bereichen Nord (Altenessen-Süd, Nordviertel), West (Bochold, Altendorf) und Mitte/ Ost (Ostviertel, Südostviertel, Stadtkern) gestärkt. Kinder und Jugendlichen werden in Engagementgruppen dabei begleitet eigene Projekte durchzuführen und ihren Sozialraum zu erkunden.

Im Projekt „Kim macht`s – Junges Engagement in NRW“ der
lagfa NRW, gefördert durch die Staatskanzlei des Landes NRW, richten sich die „Mit Mach-AGs“ der Ehrenamt Agentur speziell an Grundschüler*innen. Zehn bis 15 Kinder können an den wöchentlichen Treffen über ein Schulhalbjahr hinweg teilnehmen. Die Kinder werden dabei unterstützt, ihre Themen eigenständig auszuwählen und umzusetzen. Das kann z. B. die Beschäftigung mit den Kinderrechten sein, aber auch Aktivitäten mit Seniorinnen und Senioren sowie KiTa-Kinder, das Erstellen von Kinder-Stadtteilführern oder Tätigkeiten im Umweltschutz. Ziel ist es, bereits Kinder ab sechs Jahren mit Partizipation und Ehrenamt vertraut zu machen.